Die Rote Ruhrarmee

Zwei der 111 Orte im Ruhrgebiet, die uns Geschichte erzählen – in Wetter und Bottrop – sind Schauplätze, um an die Rote Ruhrarmee zu erinnern. Die Rote Ruhrarmee entstand, nachdem Reichswehroffiziere mit Unterstützung von  Freikorpsverbänden im März 1920 gegen die Regierung der Weimarer Republik zu putschen versuchten. Als Kapp-Putsch wird das Geschehen heute in den Geschichtsbüchern vermerkt.

Dem Aufruf der Regierung zum Generalstreik folgte auch ein großer Teil der Bevölkerung im Ruhrgebiet, denn der Widerstand gegen den Putsch wurde von einem breiten Bündnis politischer Kräfte getragen. Als im Osten des Ruhrgebiets Freikorpsverbände in die Städte zogen, kam es am Bahnhof in Wetter zum Kampf zwischen einem dieser Verbände und einem paramilitärischen Zusammenschluss von Ruhrgebietsbewohnern. Die Rote Ruhrarmee entstand.

Ihre Verbände zogen gen Westen des Ruhrgebiets. Die politischen Forderungen ihrer Führer waren uneinheitlich. Eines war aber sicher, bald ging es um mehr als nur die Verteidigung der Republik, es ging um mehr Macht für die Arbeiter.

In der Zeit nach Niederschlagung des Putsches überlagern sich unterschiedliche Einflüsse auf die Entwicklung im Ruhrgebiet. Im Ergebnis hat sich die Rote Ruhrarmee nicht überall wieder aufgelöst. Sie wurde zum innenpolitischen Problem für die Reichsregierung, die es dann zuließ, dass Reichswehr und Freikorps, die zum Teil zuvor noch auf Seiten der Putschisten gestanden hatten, unter Verletzung des Versailler Friedensvertrages in das Ruhrgebiet einmarschierten, um gegen die Rote Ruhrarmee zu kämpfen. Einer der letzten Kämpfe fand im Bottroper Norden statt.

1979 brachte Heiner Herde die seinerzeit nahezu vergessene Geschichte der Roten Ruhrarmee in einer Dokumentation für den WDR in Erinnerung. Diese Dokumentation ist immer noch sehr sehenswert, zumal zwei Zeitzeugen sehr lebendig von ihren Erfahrungen während des Ruhrkampfs berichten.